Der Gedanke liegt nahe: Jedes Obst oder Gemüse, das aus der Region kommt, ist gesünder, reifer und hundertmal besser fürs Klima. Und es stimmt oftmals, allerdings nur wenn der Faktor saisonal mit einbezogen wird. Jede Frucht hat ihre bestimme Zeit, in der sie wachsen kann, es ist egal ob wir von Äpfeln, Tomaten oder Kartoffeln sprechen. Jeder Baum und jeder Strauch brauchen bestimmte Bedingungen, um eine ertragreiche Ernte zu generieren.
Und hier kommen wir auch schon zum Problem.
Tomaten können wir das ganze Jahr über kaufen und das tun wir auch. Aber nur wenigen ist bewusst wie das eigentlich möglich ist. Uns würde nicht im Traum einfallen, eine Tomatensaison einzuführen, wie es beispielsweise mit dem Spargel passiert. Von März bis April ist Deutschland im Spargelfieber, jeder der das Stangengemüse mag, stillt in diesen Wochen seinen Spargelhunger und das sogenannte Königsgemüse kommt bei vielen wöchentlich mindestens einmal auf den Tisch. Bei Tomaten ist das anders. Tomaten haben eine ähnlich kurze Erntezeit nämlich von Juli bis Oktober. Klar kommt es auf das Wetter und die Sorte an. Aber Fakt ist, von November bis April ist keine Tomatenzeit. Und trotzdem finden wir sie regional angebaut und dadurch vermeintlich klimafreundlich. Aber die roten Früchte werden in hochmodernen Gewächshäusern gezüchtet, die eine konstante Wärme das ganze Jahr über erzeugen. Eine einzige regional gekaufte Tomate wird so zum Klimakiller.
Jetzt kommt natürlich die Frage nach Alternativen für saisonale Lebensmittel.
Doch auf Importware zurückgreifen? Nein, bitte nicht! Denn diese sind oft mit Pestiziden, anderen Schadstoffen und vor allem durch ihre Unreife belastet. Außerdem schaden sie dem Klima durch die weiten Transportwege und ihren erhöhten Wasserverbrauch. Der erhöhte Wasserverbrauch kommt durch die klimatischen Bedingungen zustande, die in den meisten Exportländern herrschen. Als Faustregel können wir uns merken: Desto südlicher die Ernte, desto mehr Wasserverbrauch, desto nördlicher die Ernte desto weniger Wasserverbrauch.
Back to the rules
Die Alternative zu klimaschädlichen Treibhäusern oder ungesunder Importware finden wir, wenn wir uns den Spruch „Back to the rules“ vors innere Auge holen. Die Menschen noch vor 50 Jahren, haben ihr Obst und Gemüse einfach haltbar gemacht und hatten so auch in den kühlen Monaten vitaminreiche und leckere Obst und Gemüsesorten auf dem Tisch. Das heißt die Alternative zu frischen Tomaten im Winter, sind getrocknete oder eingemachte Tomaten – aber bitte aus dem Glas. Hier sollten wir darauf achten, dass sie reif geerntet wurden, das steht ganz einfach auf der Beschreibung. So verhält es sich auch mit fast jeder anderen saisonalen Frucht. Vieles können wir sehr gut selbst haltbar machen und bei den meisten Dingen gibt es gute Alternativen aus dem Supermarkt.
Um euch die Wichtigkeit von saisonal & regional zu verdeutlich zeigen wir euch den Verbrauch von Wasser anhand der Tomate:
„Im Durchschnitt isst jeder Deutsche pro Jahr rund 22 kg Tomaten, davon knapp die Hälfte als frische Tomaten. Eine 70 Gramm leichte Tomate steht für 13 Liter virtuelles Wasser, hinter den 22 kg Durchschnittsverzehr stecken rd. 4.000 Liter Wasser. Jedoch werden nur 6 % der in Deutschland vermarkteten Tomaten auch dort produziert. Ein großer Teil der importierten Tomaten wird mithilfe künstlicher Bewässerungssysteme im wasserarmen Süden Spaniens angebaut.“ (Zitat von virtuelles-wasser.de)
Blaues und grünes Wasser
Wie kann das sein? Berechnet wird nur das „blaue Wasser“, also das Wasser, das aus der Leitung kommt. Das sogenannte „grüne Wasser“ findet hier keine Nennung. Grünes Wasser ist zum Beispiel Regen. Dank unserer geographischen Lage fallen hier zu Lande im Schnitt 700 bis 800 Liter Wasser auf den m². Das genügt um rund 90 % des Wasserbedarfs zu decken. In wärmeren Ländern ist die hohe Literzahl an Niederschlag nicht gegeben. Die Bauern sind gezwungen ordentlich zu gießen, um so genügend Ernte zu sichern.
„In Deutschland ist die Bewässerung von Kulturen die Ausnahme. Weltweit stammen aber etwa 40 Prozent der Lebensmittel von bewässerten Flächen.“ (Zitat von landwirtschaft.de)
Zu dem Wasserverbrauch kommen noch CO²-Austoß etc. dazu. Der Fußabdruck wird so kaum mehr zu überschauen.
Im Schnitt verbraucht jeder Deutsche fürs Duschen, Kochen, Trinken usw. 123 Liter Wasser pro Tag. Dazu kommen aber noch 3900 Liter Wasser pro Tag, das in unseren Lebensmitteln steckt. Hierbei trägt Fleisch einen sehr großen Anteil, da für die Futtermittel, wie Getreide und Soja, unmengen an Wasser verbraucht werden müssen, damit eine Kuh so groß wird, wie sie eben wird.
Der andere riesige Teil des täglichen Wasserverbrauchs ist der Importware geschuldet, die wir täglich konsumieren. Dabei ist das völliger Quatsch. Zwiebeln, Kürbisse, Äpfel und Co. können sehr lange und schonend gelagert werden, auch zu Hause. Dadurch wird nicht nur Wasser gespart, sondern auch Transportweg. Außerdem ist es wesentlich gesünder wie oben bereits beschrieben.
Schlussendlich bedeutet das nicht, dass auf Importware zu 100 % verzichtet werden soll. Kaffee, Schokolade, Gewürze und andere Leckereien, müssen natürlich auch weiterhin importiert werden. Aber auf einen Apfel aus Neuseeland oder Knoblauch aus China kann man ohne Probleme verzichten.
Erhalte einen Überblick, welche Lebensmittel es bei uns regional gibt und wann sie saisonal verfügbar sind
Mit unseren Saisonkalendern helfen wir dabei einen besseren Überblick zu erhalten, welche heimischen Lebensmittel und Kräuter zum jeweiligen Monat regional und vor allem auch saisonal erhältlich sind.
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